Erfahrungsberichte

Schwanger trotz PCO-S dank künstlicher Befruchtung: „Ich habe die Hoffnung auf mein Wunschkind nie aufgegeben“

Sarah ist 27, lebt in Berlin und erhielt vor Jahren die Diagnose PCO-S. Trotzdem ist sie heute glücklich im siebten Monat schwanger – durch eine künstliche Befruchtung mithilfe einer Samenspende. Hier berichtet die Single Mom by Choice, welche Höhen und Tiefen sie auf ihrer Kinderwunsch-Reise durchlebte.

March 14, 2023
5 Min. Lesedauer
Matilde Hansen

Ein Kind zu bekommen: Das war für Sarah schon immer ein großer Wunsch. Im Jahr 2019 aber erhielt sie die Diagnose Polyzytisches Ovarialsyndrom, kurz PCO-S – und darüber hinaus wurde eine Insulinresistenz festgestellt: Es sind Faktoren, die eine natürliche Schwangerschaft erschweren oder verhindern. Für Sarah brach eine Welt zusammen. „Die Diagnose riss mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weg, ich hatte damals keinen Partner, und mein ganzes Familienkonzept geriet ins Wanken."

Sarahs Kinderwunsch wurde mit der neuen Situation aber noch intensiver. „Mein erster Gedanke: Was habe ich jetzt für Möglichkeiten? Bei der Recherche traf ich schnell auf den Begriff Single Mom by Choice. Ich hatte das Gefühl, dass das ein Weg für mich sein könnte.“ Über ein YouTube-Video erfuhr Sarah von Samenbanken und dass diese Möglichkeit in Deutschland legal ist. Sie hat weiter recherchiert, Blogs und Webseiten gelesen: „Begriffe wie Kinderwunschklinik, Samenbank oder künstliche Befruchtung waren nie ein Thema in meinem Leben gewesen.“

 

Es war schön zu wissen, dass man nicht alleine in dem Boot sitzt und dass ganz, ganz viele für ihre Babys kämpfen und kämpfen müssen.

// Sarah, 27

Für Sarah stand fest, dass sie ihren Kinderwunsch mithilfe einer Samenbank angehen würde. „Es ist der sicherste Weg, er ist hygienisch und kontrolliert. Ich habe kein Vertrauen in private Anbieter, die nur über den Akt selbst Samen spenden wollten. Ich wollte den Spender nicht kennenlernen oder mit ihm aktiv werden müssen."

Unterstützt wurde Sarah von ihrem Umfeld – sowohl privat als auch bei der Arbeit. Nach Monaten der Recherchen vertraute sie sich mit ihrem Plan ihrer jüngeren Schwester an, mit der sie ein enges Verhältnis hat. Im Laufe der Zeit und mit den Untersuchungen, die anstanden, hat Sarah auch den engsten Familienkreis und eine Arbeitskollegin eingeweiht: „Alle haben mich von Anfang an unterstützt, mich zu Terminen begleitet oder mich auf der Arbeit vertreten. Ich habe mich immer sehr aufgehoben gefühlt und es gab nie negative Kommentare.“ Auch online fand sie Halt. „Der Austausch auf Instagram und mit Gleichgesinnten hat mir ebenfalls gut getan. Es war schön zu wissen, dass man nicht alleine in dem Boot sitzt und dass ganz, ganz viele für ihre Babys kämpfen und kämpfen müssen.“

Ich möchte Frauen Mut machen und sagen: Gebt bitte die Hoffnung nicht auf!

// Sarah, 27

„Begriffe wie Samenbank, Kinderwunschklinik und künstliche Befruchtung gehörten auf einmal zu meinem Alltag.“

Im Oktober und November 2020 sowie im Februar 2021 hatte Sarah je eine Insemination (IUI) – die häufigste Form der künstlichen Befruchtung – doch alle drei Versuche blieben negativ. „Es waren dieselben Spendersamen, dieselbe Medikation, ein ähnlicher Zyklus. Ich war jedes Mal euphorisch, habe jedes Zeichen meines Körpers ins Positive gefühlt, auch überinterpretiert und mich durch das viele Zerdenken mental kaputt gemacht. Ich habe geweint und gezweifelt." Sarah legte eine Pause ein, gönnte ihrem Körper Ruhe und gewann Abstand. „So habe ich wieder mehr zu mir selbst gefunden. Der Kinderwunsch aber blieb."

Im August 2022 wurde bei Sarah die erste IVF (In-Vitro-Fertilisation), also künstliche Befruchtung, durchgeführt. Das Ergebnis: Nur eine einzige befruchtete Eizelle – und auch sie nistete sich nicht ein. Der bisherige Spender stand hier schon nicht mehr für die IVF zur Verfügung, Sarah suchte sich einen neuen aus. „Das war wieder positiv aufregend. Ich bin nach verschiedenen Kriterien vorgegangen. So sind in unserer Familie alle groß, ich selbst bin 1,90 Meter. Ansonsten aber sollten er und seine Familie gesund sein, da wir in der Familie schon Krebsfälle hatten. Ein Mitarbeiter der European Sperm Bank hat es auf den Punkt gebracht: Ich war nicht auf der Suche nach einem perfekten Partner, sondern nach einem idealen Spender, damit ich ein gesundes, aktives und lebensfrohes Kind in die Welt trage."

Sarah setzte dann alles auf eine Karte und startete im nächsten Zyklus mit einer ICSI (Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion). Zwei Blastozysten​ – also 5 Tage alte befruchtete Eizellen – wurden Sarah eingesetzt, eine blieb. Sarah: „Das ist mein heutiges Bauchwunder!“

Bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird das Spermium im Labor direkt in die Eizellen injiziert.

„Meinen Kinderwunsch aufzugeben war keine Option für mich"

Schwanger zu werden – dieser Wunsch ist für Sarah trotz aller Hindernisse dank künstlicher Befruchtung endlich wahr geworden. „Meinen Kinderwunsch aufzugeben war keine Option für mich! Ich wusste immer: Ich höre erst auf, wenn ich schwanger bin und mein Kind auf der Welt ist." Die vergangenen Jahre sind aber keineswegs vergessen. „Ich möchte Frauen Mut machen und sagen: Gebt bitte die Hoffnung nicht auf! Ich habe über zweieinhalb Jahre gekämpft, viel Geld, Zeit, Tränen und Kraft investiert. Nun bin ich schwanger und es hat sich alles gelohnt. Das ist am Ende immer so leicht zu sagen, aber ich bin die glücklichste Schwangere überhaupt!"

„Ich möchte auch anderen Frauen Mut machen“

Ihrem Leben mit Kind sieht die Single Mom Sarah voller Vorfreude entgegen. „Ich kann gar nicht sagen, worauf ich mich am meisten freue. Ich möchte meinem Sohn eine tolle Mama sein. Ihm die Welt zeigen, Familientraditionen mitgeben und eine eigene erfinden. Ihm das Gefühl geben, dass er genau richtig ist, wie er ist. Ich und auch der Rest der Familie, wir sind sein sicherer Hafen. Wenn ich das hinkriege, hab ich einiges geschafft."

Sarah ist bei ihrer Reise einen Schritt nach dem anderen gegangen und hat ihren Kinderwunsch nie aus den Augen verloren. Eine Option für die Zukunft als Single Mom hat sie auch: „In meiner Kinderwunschklinik lagern weitere eingefrorene, befruchtete Eizellen – falls es irgendwann einmal ein Geschwisterkind geben soll."

Sarah ist in einer bezahlten Kooperation mit der European Sperm Bank.